Wer war Lucky eigentlich?
Endlich ist es soweit: Ein Hund darf ins Haus Ackermann einziehen.
Es ist einige Tage vor meinem 18. Geburtstag. Die Aufregung ist groß, als mein Vater, mein Bruder und ich im Auto sitzen und auf dem Weg zu Lucky sind. Klein sollte der Hund sein. Das war die Auflage. Über Rassen, deren Veranlagungen oder die Qualität von Züchtern habe ich mir damals keine Gedanken gemacht. Klar war nur: Es musste ein Hund sein. Egal welcher!
So standen wir im Garten von Luckys „Züchtern“. Zwei Welpen waren noch da: Ein reinrassiger Chihuahua Welpe und Lucky- ein Chihuahua-Rehpinscher-Terrier-Mix. Freudig kam der kleine quirlige Lucky mit einer Kartoffelschale im Maul vom Kompost gelaufen und direkt auf uns zu. Irgendwie sympathisch der Kleine, denn ein Chihuahua war mir dann doch zu klein. Nur 10 Minuten später saßen wir mit Lucky im Auto und fuhren heim.
Wenn ich mir heute überlege, wie unbedarft ich an das Thema Hund herangegangen bin, schlage ich innerlich immer noch die Hände über dem Kopf zusammen.
- Welpenausstattung?= Fehlanzeige: „Das besorgen wir auf dem Weg nach Hause“
- Hundeschule? = Fehlanzeige: „Das kriegt man ja wohl irgendwie selber hin, bei einem so kleinen Hund“
- Sozialisierung mit anderen Hunden? = Fehlanzeige: „Braucht man das?“
So einfach, wie ich mir das vorgestellt habe, war es dann aber doch irgendwie nicht. Lucky war zwar ein sehr charmanter und liebenswerter Hund, doch die rassespezifischen Eigenschaften eines Terriers waren deutlich erkennbar. Völlig unterbeschäftigt, unerzogen und frech setzte dieser kleine Hund seinen Kopf durch:
- Bewegte ich mich zu schnell durch die Wohnung, wurde in die Fesseln gezwickt.
- Bekamen ich Besuch, wurde dieser hysterisch verbellt.
- Näherte sich ihm ein fremder Hund, flippte er aus.
- Bewegten sich die Fische im Gartenteich zu nah an den Rand, wurden sie angeschrien.
Für einen kleinen Hund eine ziemlich große Aufgabe. Da wundert es kaum, dass er ständig nervös war.
Immerhin dauerte es 6 Jahre, bis wir endlich in den „Verein für Hundesport und Erziehung e.V.“ in Verden Walle eintraten. Erst jetzt merkte ich, wie furchtbar unerzogen, unsozialisiert und überfordert mein kleiner Lucky war. Den Tränen nahe, stand ich auf dem Hundeplatz als mich diese Erkenntnis traf. Nun gut, dann müssen jetzt die Ärmel hochgekrempelt, und etwas an der Situation geändert werden! Es dauerte gar nicht lange, da wurden die ersten Erfolge sichtbar. Lucky hatte viel Spaß beim Training, war ausgeglichener, entdeckte neue Talente, spielte viel öfter und schloss endlich Hundefreundschaften. Ich fing an, mich immer intensiver mit dem Thema Hund und Erziehung zu beschäftigen. Gemeinsam besuchten Lucky und ich etliche Seminare und Schulungen. Das Ergebnis: Lucky und ich wuchsen immer weiter zu einem glücklichen Team zusammen.
Leider starb Lucky sehr plötzlich an den Folgen eines Unfalls mit nur 10 Jahren.
Unvergessen bleibst du kleiner Tyrann, mit deiner nervösen, lauten aber doch so liebenswerten Art. Du hast mir, meiner Familie, und hin und wieder auch meinen Freunden, so manches Mal die Nerven geraubt aber uns noch öfter mit deinem Charm und deinen Albernheiten zum Lachen gebracht. Wir vermissen dich sehr, mein kleiner Wegbegleiter!